Manche Erkrankungen sind für jeden eine Belastung. Wenn man aber auf einen Rollstuhl angewiesen ist, bringen sie ganz neue Herausforderungen mit sich. Diese Seite widmet sich speziellen Krankheitsbildern und liefert umfassende Ratgeber, um dir im Fall der Fälle mit praktischen Tipps und fundiertem Wissen zur Seite zu stehen.
Heute möchte ich mit euch über ein Thema sprechen, das viele kennen, aber über das kaum geredet wird: Intertrigo, oft auch "Hautwolf" genannt. Es ist diese unangenehme, wunde Haut in Falten, wo Haut auf Haut liegt, schwitzt und reibt. Als Rollstuhlfahrer sind wir durch das ständige Sitzen, die eingeschränkte Belüftung bestimmter Körperbereiche und die damit verbundene Wärme- und Feuchtigkeitsentwicklung besonders anfällig für dieses Problem. Ich habe über die Jahre gelernt, dass man Intertrigo sehr gut in den Griff bekommen kann, wenn man frühzeitig und konsequent handelt. Es ist kein Zeichen mangelnder Hygiene, sondern eine physikalische Herausforderung. In dieser ausführlichen Serie möchte ich meine persönliche Strategie teilen – von der täglichen Vorbeugung über die ersten Anzeichen bis hin zur effektiven Behandlung, wenn es doch einmal zu einer Rötung kommt. Mein Ziel ist es, dieses Tabu zu brechen und euch praktische, umsetzbare Tipps an die Hand zu geben, damit ihr euch in eurer Haut wohl und sicher fühlt.
Um Intertrigo effektiv bekämpfen zu können, müssen wir verstehen, was es ist. Intertrigo ist im Grunde eine entzündliche Hautreaktion (eine Form der Dermatitis), die durch eine Kombination aus drei Hauptfaktoren entsteht: Reibung, Wärme und Feuchtigkeit. Sie tritt typischerweise in Hautfalten auf, den sogenannten Intertriginalräumen. Dazu gehören die Achselhöhlen, die Leistengegend, Hautfalten am Bauch, unter der Brust oder zwischen den Gesäßhälften – also überall dort, wo Haut direkt auf Haut liegt. Durch die ständige Reibung wird die oberste Hautschicht (die Epidermis) geschädigt. Wärme und Schweiß schaffen ein feuchtes Milieu, das die Haut aufquellen lässt und ihre natürliche Schutzbarriere weiter schwächt. Die Haut wird rot, wund und kann stark brennen oder jucken. Bleibt dieser Zustand unbehandelt, kann die geschädigte Hautbarriere von Bakterien (z.B. Staphylokokken) oder Pilzen (meist Hefepilzen der Gattung Candida) besiedelt werden. Diese Sekundärinfektion verschlimmert die Entzündung, führt oft zu unangenehmem Geruch und nässenden Stellen. Es ist also keine Frage mangelnder Sauberkeit, sondern ein mechanisch-physikalisches Problem, dem wir gezielt entgegenwirken müssen.
Der Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen Intertrigo ist, es zu erkennen, BEVOR es zu einem schmerzhaften, entzündeten Problem wird. Die Früherkennung ist alles. Am Anfang steht nicht immer eine feuerrote, nässende Stelle. Wir müssen lernen, auf die subtilen Frühwarnzeichen unseres Körpers zu achten. Das erste Anzeichen ist oft nur eine leichte, aber beständige Rötung in einer Hautfalte. Vielleicht fühlt sich die Haut an dieser Stelle auch wärmer an als die umgebende Haut. Ein weiteres frühes Signal ist eine erhöhte Empfindlichkeit oder ein leichtes Brennen, das besonders nach dem Duschen, bei Bewegung oder nach längerem Sitzen auftritt. Manchmal ist es auch nur ein leichter, aber immer wiederkehrender Juckreiz an exakt derselben Stelle. Wenn du eines dieser Anzeichen bemerkst, ist das dein Signal, nicht abzuwarten, sondern sofort mit gezielten Gegenmaßnahmen zu beginnen